Mammatumor
Mammatumore bzw. Mammadrüsenkarzinome gehören beim Hund – insbesondere bei Hündinnen – zu den am häufigsten auftretenden Tumortypen. Etwa 200 von 100.000 nicht kastrierten Hündinnen erkranken, wobei die Kastration vor der Läufigkeit die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Mammatumors stark verringert. Ältere Hunde sind am meisten davon betroffen. Hunderassen wie der Spaniel, der Pudel und der Dackel scheinen laut einigen Studien ein deutliches höheres Risiko zu haben.
Circa 40-50% der Mammatumoren sind bösartig, mit einem Erscheinungsbild, das sehr variabel ist. Sehr häufig zum Beispiel sind Mischtumore mit sowohl gut- als auch bösartigen Eigenschaften. Bösartige Mammtumore neigen auch zu einer Metastasierung in andere Organe, was vor allen Dingen die regionalen Lymphknoten und die Lunge betrifft.
Jede verdächtige Umfangsvermehrung im Gesäuge, die mehr als wenige Millimeter Durchmesser hat, sollte operativ entfernt werden. Zudem sollte vor der OP anhand eines Röntgenbildes der Lunge überprüft werden, ob der Mammatumor dort bereits Metastasen abgelagert hat.
Eine Chemo- oder Strahlentherapie ist beim Mammatumor des Hundes nicht sinnvoll, da sich damit keine entscheidende Verbesserung der Prognose verbindet. Die Rolle von Chemotherapien bei Mammatumoren der Hunde ist jedoch noch nicht ausgiebig untersucht worden.
Viele Empfehlungen wurden erst aufgrund von Ergebnissen aus der Humanmedizin gewonnen, die auf Hunde extrapoliert wurden.
Prognose
Nach einer 1. chirurgischen Entfernung des bösartigen Tumors rezidivieren und metastasieren ca. 50%. Die epithelialen (karzinomatösen) Zellen sind am häufigsten betroffen. „Entzündliche“ Karzinome sind rot, warm und oft geschwollen; sie metastasieren sehr schnell. Diese und die mesenchymalen (sarkomatösen) Zellen haben eine schlechtere Prognose als die Karzinome. Spezielle Karzinome sind hier die Spindelzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome, die neben weiteren Karzinomen vorkommen.
Die Kenntnis des Tumorstadiums (I-V) ist wichtig für eine Prognose und den Therapieansatz. Eine palliative Therapie (keine Chirurgie, nur Medikamente z.B. NSAIDS oder Piroxicam, ein unspezifischer COX-2 Hemmer) oder eine kurative Therapieabsicht (also Chirurgie mit anschließender Chemotherapie) kommen in Frage. In Stadium I und II wird eine komplette chirurgische Entfernung ohne adjuvante Chemotherapie empfohlen. Eine Chemotherapie wird ab Stadium III (Tumordurchmesser > 5cm und keine Metastasen) empfohlen.
Bei Katzen machen diese Tumore 17% aller Neoplasmen aus. Bestrahlungstherapien können auch bei Katzen zwecks Verhinderung von Rezidivierung nach primärer Chirurgie nützlich sein.
Lebenserwartung
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 10-12 Monaten ohne Therapie; mit chirurgischer Therapie im Stadium I sind es ca. 30 Monate. Bei Tumoren im Stadium I (maximaler Durchmesser < 2 cm) liegt die mittlere Lebenserwartung bei etwa 3 Jahren; in Stadium II bei 2 Jahren; und in Stadium III bei 4-6 Monaten.
Es gibt noch weitere prognostische Faktoren, die unbedingt im Tumorverlauf berücksichtigt werden müssen und die nur individuell im Verlauf der Behandlung erfasst werden können. Inflammatorische Karzinome können die Prognose verschlechtern, da oft zusätzlich palliativ Schmerzmittel gegeben werden müssen.